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Das Azubi-Camp der Exzellenten Lernorte

Das Azubi-Camp der Exzellenten Lernorte

Die Auszubildenden des ersten Lehrjahres kommen fachübergreifend in einem der rund 50 ELO-Häuser zusammen. An zwei Tagen im Januar stehen hier das Knüpfen von Kontakten, der Blick über den fachlichen Tellerrand hinaus und Themen wie „Alltagskompetenz“ und „Netzwerken“ im Fokus. Das ist die Grundidee des neuen Konzeptes „Azubi-Camp“ der Exzellenten Lernorte.

Geburtsstunde des Azubi-Camps

November 2022: Die Herbstklausur der Exzellenten Lernorte, dieses Mal zu Gast im Kloster Hornbach. Das Entwickeln neuer Ideen und Innovationen steht seither zu diesen Anlässen im Fokus. Das ganze Jahr über feilen Arbeitsgruppen an neuen Impulsen und sondieren Chancen für die „ELO“-Hotels. Auch bei den halbjährlichen Klausuren werden neue Trends und Ideen besprochen, aufgegriffen und bis hin zur finalen Umsetzung weitergeführt. So auch diesmal. Dabei werden Themen rund um Mitarbeitende und Fachkräfte von allen Häusern gleichermaßen als elementar betrachtet und deshalb häufig diskutiert und weiterentwickelt.

„Als einer unserer Azubis mich fragte, welches der Geräte der Trockner und welches die Waschmaschine sei, war ich geschockt.“ Dieser Satz war der Anstoß für einen regen Austausch und letztendlich die Initialzündung für die Idee des Azubi-Camps. Denn: Inwieweit darf ich Wissen voraussetzen, ohne vorher die Möglichkeit geboten zu haben, dieses Wissen zu erlangen?

Soziale Gerechtigkeit – nicht jeder hat die gleichen Chancen zu lernen

Nach dem Austausch vieler Erfahrungen und Standpunkte ist ein Konsens entstanden, aus dem das Konzept Azubi-Camp erarbeitet werden konnte.

Jeder Ausbilder und jede Ausbilderin stellt Anforderungen an die Auszubildenden. Das ist auch richtig so. Nur sollte dabei nicht vorausgesetzt werden, dass jeder junge Mensch die gleichen Startchancen ins Leben hat. Das Wissen, das wir als Basis voraussetzen, ist subjektiv. Deshalb ist es von großer Relevanz, gedanklich einen Schritt zurückzutreten und sich bewusst zu machen, dass eigene Erfahrungen und Chancen nicht zwangsläufig deckungsgleich mit denjenigen meines Gegenübers sind. Und so lautet die Grundsatzidee, die das Konzept des Azubi-Camps verfolgt:
Habe ich meinem Auszubildenden die Möglichkeit gegeben, das zu lernen, was ich von ihm verlange? Sei es für mich inhaltlich noch so „selbstverständlich“. Auf diesem Gedanken fußen die Inhalte, die während der zweitägigen Schulungen und Workshops vermittelt werden.

Neben fachlichem Wissen zählt die Alltagskompetenz

Die Vermittlung von fachlichen Inhalten in der Ausbildung und darüber hinaus wird bei den Tagungshäusern der Exzellenten Lernorte als Selbstverständlichkeit erachtet. Doch das Anforderungsprofil an eine ausgelernte Fachkraft geht weit darüber hinaus. Wir wünschen uns kommunikationsstarke, ausgeglichene und loyale Mitarbeitende. Geben wir genügend Möglichkeiten, sich zu eben jenen zu entwickeln? – Jetzt auf jeden Fall. Für die Ausprägung dieser Eigenschaften legt das Azubi-Camp den Grundstein.

Von der Wechselwirkung dieser Kompetenzen können Arbeitnehmende und Arbeitgebende in gleichem Maße profitieren. Offene und transparente Kommunikation schafft Vertrauen und klare Handlungsleitlinien für beide Seiten. Außerdem kann sich eine funktionierende Feedbackkultur förderlich auf das Betriebsklima und das Miteinander der Kolleginnen und Kollegen auswirken. Deshalb wird im Azubi-Camp der Umgang mit Feedback und Kritik geübt –  als SenderIn und als EmpfängerIn. Denn neben Zufriedenheitsfaktoren wie beispielsweise Gehalt, Arbeitszeiten und Aufgaben können Kommunikation und Wertschätzungen durchaus relevante Bindungsfaktoren an ArbeitgeberInnen sein.

Mehr als Work-Life-Balance: Mental Health im Fokus

Wenn ein Themenblock im Workshop „Glück“ heißt, dann kann das zunächst für Fragezeichen sorgen. Dabei sind Glück und Zufriedenheit elementare Bestandteile des Lebens und somit auch des Arbeitslebens. Nicht umsonst ist die Priorisierung des Themas „Mental Health“ in unserer Gesellschaft angekommen und inzwischen viel mehr als nur ein Trend. Jeder Mensch kennt es von sich selbst: Bin ich glücklich, zufrieden und ausgeglichen, bin ich leistungsfähiger. Außerdem sind Probleme mit einer positiven Grundeinstellung oft leichter zu handhaben und zu bewältigen. Es kann also festgehalten werden: Was für meine Mitarbeitenden als „Privatperson“ gut ist, wird auch der„Arbeitsperson“ guttun. Sich als ArbeitgeberIn an positiven Einflüssen zu beteiligen, ist also ein Gewinn für alle Beteiligten.

Genau hier setzen die Inhalte des Azubi-Camps an. Es wird aufgezeigt, wie eigene Empfindungen das Leben beeinflussen und noch wichtiger: wie man Bewältigungsstrategien anwendet und daraus Stärke ziehen kann. Das geschieht in einem Austausch auf Augenhöhe, mit viel Raum für Interaktion und persönliche Einflüsse. Denn bei einem Thema, das so individuell ist, können alle voneinander lernen, denn jede und jeden macht etwas anderes glücklich.

Die Auszubildenden können Inspirationen austauschen und das Beste für sich selbst mitnehmen und die ArbeitgeberInnen können verdeutlichen, dass ihnen die gesamtheitliche Wahrnehmung ihrer Mitarbeitenden am Herzen liegt.

Ein Netzwerk, eine Gemeinschaft – von Beginn an

„Zusammen erreichen wir mehr.“ Das gilt für beinahe alle Bereiche des Lebens. Gerade in der Tagungs- und Hotellerie-Branche, in der Menschen im Fokus der Dienstleistung stehen, ist ein Hand-in-Hand-Arbeiten die beste Möglichkeit, Ziele zu erreichen. Auch das ist es, was den Auszubildenden vermittelt werden soll. Dass Erfahrungsaustausch, Best-Practice-Ansätze und gegenseitige Inspiration nicht nur jedes Haus für sich besser machen, sondern eine ganze Branche positiv beeinflussen können. Dass Wissenstransfer eine Form der gegenseitigen Unterstützung und Zusammenarbeit ist.

Exzellente Lernorte, exzellenter Informationsfluss – für alle

„Tagungen sind unser Tagesgeschäft“, so lautet einer der Grundsätze der ELO-Kooperation. Genau dieses Tagungsgeschäft gestalten die Auszubildenden auf der Dienstleistungsseite tagtäglich mit. Das Konzept Azubi-Camp ermöglicht den jungen Menschen einen Perspektivwechsel. Das Erlebnis „Tagung“ plötzlich von der Teilnehmendenseite wahrzunehmen, eröffnet neue Blickwinkel. Die Gästeperspektive einzunehmen soll dabei helfen, zu reflektieren, die Empathie für den Gast zu steigern und eventuell sogar neue Ideen zu entwickeln.

Es gibt noch eine zweite Perspektive, die sich den Teilnehmenden durch den Rollentausch eröffnet: Meetings, Workshops und Kongresse. So dürfte sich ein Auszubildender den Alltag als Führungskraft vorstellen. Nun selbst die Möglichkeit zu haben, Informationen aus erster Hand zu erhalten, mitzugestalten und den Austausch voran zu treiben, soll Motivation und Ansporn für junge Menschen in den ELO-Häusern sein. Auf diese Weise muss der Informationsfluss nicht „von oben nach unten“ erfolgen, sondern die Auszubildenden dürfen selbstständig erlernte Inhalte weitergeben und selbst für einen internen Informationsfluss sorgen.

Die Zukunft der Qualität – gerechtfertigte Anforderungen

Fachkräftemangel – eine gesellschaftliche Herausforderung, die über die Hotellerie hinausgeht. Die Akquise und das Binden von Fachkräften ist eine der größten Herausforderungen, der sich Arbeitgebende momentan gegenüber gestellt sehen. Das Azubi-Camp wirkt hier gleich in beide Richtungen positiv. Das Camp ist nicht nur ein hervorragendes Tool, um Azubis und somit angehenden Mitarbeitenden zu signalisieren: wir sehen Euch, wir interessieren uns für Euch und wir möchten etwas für Euch tun. Kurzum stellt es eine Möglichkeit dar, Wertschätzung auszudrücken und die Bindung der Azubis zu unserem Haus zu steigern.

Es bietet vielmehr auch die Möglichkeit, einen gemeinsamen Konsens zu schaffen. Einen Konsens über das Maß der Anforderungen, die an Auszubildende gestellt werden können. Denn nach Abschluss des Azubi-Camps haben AusbilderInnen einen Anforderungskatalog an der Hand: die Inhalte der zweitägigen Schulung. Diese können nun als Grundvoraussetzung im Bereich „Alltagskompetenz“ angewendet werden, da allen Auszubildenden gleichermaßen die Chance gewährt wurde, diese Inhalte zu erlernen.

Januar 2023 – Zwei Tage im Arcadeon Hotel Hagen: So lief das erste Azubi Camp ab

Der Zeitraum für das „Azubi-Camp“ ist mit Bedacht gewählt. Der Januar bietet Argumente: Die Auslastung der Tagungshotels ist im Jahresvergleich etwas geringer, weshalb die Abwesenheit der Azubis für die jeweiligen Häuser besser zu bewältigen ist. Zudem markiert der Januar das Ende der Probezeit der Auszubildenden.

Beginn der diesjährigen Veranstaltung war am Montag, den 30.01.2023, bei einem gemeinsamen Mittagessen. Da die ELO-Häuser deutschlandweit aufgestellt sind, gab der Startzeitpunkt am Mittag vorab genügend Zeit für die Anreise. Nach dem Essen startete das Programm zunächst mit einem Rundumblick über die Kooperation Exzellente Lernorte. Wer sind wir? Was tun wir? Wofür stehen wir?

Im Anschluss folgte der große Themenblock „Alltagskompetenz“ mit verschiedenen Unterthemen:

  • Start ins Arbeitsleben
  • Mehr als „nur“ Haushalt
  • Money, Money, Money
  • Zufriedenheit ist keine Glückssache

Ziel war und ist es hier, den jungen Menschen hilfreiche Tipps und Informationen mit an die Hand zu geben. Der Themenbereich „Start ins Arbeitsleben“ beispielsweise, behandelte Dos und Don’ts im Arbeitsalltag, Kommunikationsmodelle mit praktischen Übungen zur Abgrenzung zwischen Berufs- und Privatperson.

Der Themenblock rund um den Haushalt beinhaltete Informationen zu Hygiene- und Energiemanagement, sowie zu ökologischem Handeln. Deutlich erkennbar ist hier, dass die Themen sowohl im Berufs- als auch im Privatkontext Anwendung finden.

Häufig wird kritisiert, dass Themen wie Finanzmanagement und Versicherungen im deutschen Schulsystem zu kurz kommen. Das deckte sich mit dem Feedback der Auszubildenden, die speziell diesen Block hervorgehoben und als überaus hilfreich empfunden haben.
Der letzte Themenbereich im Alltagsmanagement priorisierte das Thema „Mental Health“, persönliches Glück und Zufriedenheit. Themen wie Selbstreflexion, Werte und Selbstvertrauen durften die Azubis selbstständig in einem kleinen Pitch zu ihrer eigenen Person erarbeiten.

Der Pitch zur eigenen Person bildete die Überleitung zum Networking. Hier konnten sich die Azubis zu bestimmten Themen austauschen, einander besser kennenlernen und ihre Netzwerk-Fähigkeiten erweitern.

Zum Abschluss des ersten Tages fanden sich TrainerInnen und Teilnehmende zum gemeinsamen Abendessen zusammen. Schnell wurde erkennbar, wie förderlich und wirksam die Netzwerk- und Selbstvertrauensübungen waren. Der Austausch war überaus angeregt und die Azubis schafften es in beachtlicher Weise, übliche Gruppenstrukturen aufzubrechen und frei zu interagieren. Ein voller Networking-Erfolg!

Der zweite Tag begann nach dem Frühstück mit Gruppenworkshops. Hier wurde am Vortag die Möglichkeit geboten, sich für einen der folgenden Workshops zu entscheiden und einzutragen:

  • Tisch eindecken
  • Menü zusammenstellen
  • Social Media Marketing
  • Rahmenprogramm
  • Tagungspauschale

Die Gruppen arbeiteten in separaten Räumen an einem gemeinsamen Szenario: Eine fiktive Tagungsanfrage eines Software-Dienstleisters mit allerlei Sonderwünschen. In den Arbeitskreisen wurde diese Anfrage aus verschiedenen Perspektiven aufgearbeitet und vorbereitet. Im Anschluss wurden die Ergebnisse zusammengeführt und im Plenum vorgestellt.

Das Programm des zweiten Tages endete mit einer Feedbackrunde, in der die Auszubildenden ihre Eindrücke der beiden Tage in einem Hashtag zusammenfassen durften.
#bittewiederholen #netteleute #spannend, waren nur einige davon.
Beide Tage endeten mit einem gemeinsamen Mittagessen.

Das Fazit der Azubis

Die persönlichen Erlebnisse und Einschätzungen der Teilnehmenden wurden im Nachgang per Umfrage eingeholt. Gefragt wurde nach der allgemeinen Einschätzung der zwei Tage, aber auch konkret nach der Einschätzung zu den Einzelthematiken. Die Abfrage erfolgte ebenfalls im Hinblick auf Anpassung und Weiterentwicklung der Lerninhalte. Die Umfrage bot den Teilnehmenden zudem die Möglichkeit, Vorschläge für neue Themenblöcke niederzuschreiben.

Die Zukunft des Konzeptes: vielversprechend

Das Programm hat sich im ersten Durchlauf bewährt, das Feedback der Azubis veranlasst dazu, den ersten Durchlauf des Azubi-Camps als vollen Erfolg zu betrachten. Aus diesem Grund soll das Programm nun jährlich für alle Azubis aus dem ersten Lehrjahr stattfinden. Zudem haben einige Häuser angemeldet, das Programm einmalig auch für das aktuelle zweite und dritte Lehrjahr durchführen zu wollen, sodass allen Auszubildenden die gleichen Informationen und Chancen eröffnet werden.

Das Azubi-Camp erweitert das Portfolio an Serviceangeboten der ELO- Kooperation und soll langfristig – von der ersten Generation unserer Tagungshotels an – zu noch engerer Zusammenarbeit und Zusammenhalt führen.

 

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