
10. Wieslocher Lachnacht – Ein Jubiläum
Samstag, 09.03.2024
Michael Hatzius kommt in Begleitung: Die Echse ist für ihre Fans längst ein Guru. Das Reptil voll Erfahrungen, Geschichten und Weisheit legt uns die Karten auf den Tisch. Wer führt wen und was hält die Welt im Innersten zusammen? Kann ein Huhn spirituelle Erfahrungen machen? Wie mobben sich Schweine? Was sucht ein Kamel auf dem Halm einer Zecke? Das sind nur einige Fragen aus einem tierischen Kosmos, der unserem gar nicht so unähnlich scheint. Das Publikum ist eingeladen zu einer humorvollen Audienz mit offenem Herzen und großer Klappe, bei der gern auch der Zuschauer selbst im Mittelpunkt der Betrachtung steht.
Roger Stein kritisiert, kokettiert und übt Gesellschaftskritik aus der Hüfte – unaufgesetzt und leicht, aber trotzdem auf den Punkt. Stein ist kein vordergründiger Revoluzzer. Er ist Sänger, Songwriter, Pianist und Erzähler zugleich – aber vor allem ist er Poet mit Schalk im Nacken, schafft er es doch, Schmerz und Melancholie in Wärme und Leichtigkeit zu hüllen und damit der Tragik die Kälte zu nehmen: Denn jede Tragik hat ihren eigenen Humor. Seine Fans schätzen ihn als wortgewandten Entertainer, der auch den Dialog mit dem Publikum nicht scheut und sein Gegenüber durch Schlagfertigkeit verblüfft. Der Wechsel von Humor und Ernsthaftigkeit kommt stets unerwartet, rasant und doch leichtfüßig – voll Energie, Kraft und Romantik.
Vera Deckers beobachtet als Psychologin ihr Umfeld sehr genau und stellt sich dabei viele Fragen: Wie soll ich mich selbst verwirklichen, wenn ich als Freiberufler nicht mal eine Wohnung finde? Warum ist ein Vollbart nicht mehr Mathelehrern mit Cordhosen vorbehalten? Seit wann wird nicht mehr auf Begabung hin gefördert, sondern auf Verdacht? Und wieso werden im Flugzeug eigentlich keine Nüsschen mehr gereicht? Den Wahnsinn der heutigen Zeit belegt die studierte Psychologin anhand von wissenschaftlichen Studien und findet auch Beruhigendes: Gelegenheitstrinker leben länger als Leute, die gar keinen Alkohol trinken. Ist also doch noch nicht alles verloren?
Nektarios Vlachopoulos ist Slampoet und Humorist, ehemaliger Deutschlehrer mit griechischem Integrationshintergrund und in Zeiten, in denen sich das brave Bürgertum angesichts einer immer schnelleren, lauteren, verwirrenderenrenderen Lebenswelt nach einfachen Lösungen sehnt, macht er endlich keine klare Ansage. Blitzschnell referiert der diplomierte Hobbylexikograf und knallharte Straßenkabarettist über die randgesellschaftlichen Probleme der äußeren Mittelschicht. „Ein ganz klares Jein!“ ist das Manifest der Unverbindlichkeit. Eine in Granit gemeißelte vorsichtige Handlungsempfehlung für unentschlossene Dogmatiker. Die Programm gewordene Ambivalenz des negierten Widerspruchs am Gegeneiltag. Ein Muss für jeden, der nicht will. Also Stifte raus und hingelegt, prokrastinieren kannst du noch morgen. Nektarios verklärt jetzt Tacheles! Oder auch nicht. Er ist sich da nicht so sicher….